Mobilitätsstudie zeigt Handlungsbedarf für ländlichen Raum
Die Studie „Mobilität in Deutschland 2023“ (MiD) zeigt, mit welchen Verkehrsmitteln die Menschen im Bundesgebiet im Alltag unterwegs sind. Ein zentrales Ergebnis: das Angebot im Nahverkehr auf der Schiene (SPNV) wird angenommen und stellt eine Alternative zum Auto dar – wenn die nötige Infrastruktur vorhanden ist. In Städten und Ballungsräumen ist das überwiegend der Fall. Im ländlichen Raum ist das Angebot vielerorts ausbaufähig. Hier setzen Reaktivierungsprojekte wie TWE, WLE oder die Konzepte S-Bahn Münsterland und OWL an.
Das Bundesverkehrsministerium lässt regelmäßig eine repräsentative Verkehrserhebung in Deutschland durchführen. Die Ergebnisse bieten einen detaillierten und aktuellen Überblick, welche Verkehrsmittel die Deutschen im Alltag nutzen – und welche nicht. Die Daten der kürzlich veröffentlichten MID 2023 belegen: Damit der ÖPNV eine Alternative zum Auto darstellt, müssen Angebot und Infrastruktur stimmen.
SPNV-Nutzung: in der Großstadt einfacher als auf dem Land
Das ist vor allem in Ballungsräumen und Großstädten der Fall. Berlin erreicht bei der ÖPNV-Nutzung den Spitzenwert. Dort werden 27 Prozent aller Wege mit Bus und Bahn zurückgelegt. In ländlich geprägten Regionen wie Ostwestfalen-Lippe sind es demgegenüber weniger als 10 Prozent. Ein Beispiel: In der Stadt Gütersloh beträgt der ÖPNV-Anteil gerade einmal vier Prozent. 60 Prozent der Wege werden dort mit dem Auto zurückgelegt. Diese Zahlen machen deutlich: Ohne attraktives ÖPNV-Angebot bleibt das Auto die erste Wahl. Zwar ist der Anteil des motorisierten Individualverkehrs bundesweit leicht gesunken – von 57 Prozent auf 53 Prozent – und der ÖPNV-Anteil ist auf 11 Prozent gestiegen. Doch von einer echten Verkehrswende kann damit noch keine Rede sein: Vor allem im ländlichen Raum fehlen oft verlässliche, eng getaktete und gut erreichbare Verbindungen. |
![]() Quelle: Studie Mobilität in Deutschland (MiD) |
Bahnverkehr: stark auf langen Strecken
Zugleich zeigt die Studie, dass der ÖPNV im ländlichen Raum großes Potenzial hat. Das verdeutlicht ein Blick auf die Verkehrsleistung. Zwar liegt der Anteil des ÖPNV an den zurückgelegten Wegen bei nur 11 Prozent. Der Anteil an den zurückgelegten Personenkilometern ist jedoch mit rund 19 Prozent deutlich höher. Das heißt: Züge – insbesondere im Regionalverkehr – werden vor allem für längere Strecken genutzt, etwa im Berufs- und Schülerverkehr. Gerade auf Pendeldistanzen ist die Schiene also eine gute Alternative zum Pkw.
CO₂-Bilanz: Klimaschutz beginnt beim Umstieg
Die Studie zeigt auch, wie sich das Mobilitätsverhalten im täglichen CO₂-Ausstoß niederschlägt. Wer regelmäßig mit dem Auto unterwegs ist, verursacht laut MiD im Schnitt 9,7 kg CO₂ pro Tag. Bei ÖPNV-orientierten Menschen sind es dagegen nur 1,6 bis 2,8 kg. In Westfalen-Lippe liegt der Wert im Mittel bei über 5 kg – deutlich höher als in Metropolen mit besser ausgebautem SPNV. Reaktivierungen als Teil der Lösung Die Schlussfolgerung ist klar: Der Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur ist aktiver Klimaschutz. Deshalb arbeiten wir weiter daran, die Abhängigkeit vom Auto zu reduzieren, den Zugang zu einem attraktiven Angebot von Bus und Bahn zu verbessern – und nachhaltige Mobilität auch in ländlichen Regionen und kleineren Kommunen stärker zu verankern. |
![]() Quelle: Studie Mobilität in Deutschland (MiD) |
Sofern wirtschaftlich tragbar, kann die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken dafür ein naheliegendes Mittel sein. Die Trassen sind bereits vorhanden – und deren Stilllegungen haben bis heute Lücken ins Mobilitätsnetz gerissen. Vielerorts gibt es keine echte Alternative zum Auto. Genau hier setzen Projekte wie die S-Bahn Münsterland oder OWL, die WLE-Strecke Münster-Sendenhorst oder die TWE-Reaktivierung zwischen Harsewinkel und Verl an: Sie schließen Versorgungslücken und schaffen perspektivisch wieder direkte, alltagstaugliche Wege für Pendlerinnen und Pendler – mit Bus und Bahn statt Pkw.
Weitere Informationen zur Studie:
👉 mobilitaet-in-deutschland.de
MiD 2023: Mobilität im Wandel
Wie bewegen sich Menschen in Deutschland fort? Und was hat sich in den vergangenen Jahren verändert? Antworten liefert die aktuelle Studie „Mobilität in Deutschland 2023“ (MiD), initiiert vom Bundesverkehrsministerium für Digitales und Verkehr sowie von zahlreichen regionalen Partnern – darunter auch der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und die Stadt Gütersloh.
Zwischen Mai 2023 und Juni 2024 wurden über 420.000 Menschen befragt. Der Datensatz gehört zu den umfangreichsten Mobilitätsstudien Europas – und liefert erstmals seit der Corona-Pandemie wieder belastbare Vergleichswerte.